3. Generation

Aus den historischen Quellen (Verzeichnis der Quartiere 1838 - Stadtarchiv, Ratsprotokoll 1833 - Staatsarchiv) lässt sich schliessen, dass auch die 3. Generation noch im Bruchquartier in Luzern lebte. Johann Baptist und seine Brüder Cajeton (1795-1867), Josef (1801-1826) und Anton (1806-1866) arbeiteten als Zimmermeister und wohnten im selben Quartier.

  • Johann Baptist Hunkeler
  • Am 21.2.1798 geboren (Ort unbekannt) / 2.12.1866 in Luzern verstorben
  • Wie seine Vorfahren übte auch Baptist Hunkeler den Zimmermeisterberuf aus. Aus den raren Nachweisen sticht ein wichtiger dokumentierter Auftrag heraus, den er Ende der 1830er-Jahre erhalten hat. Es ging um den Bau einer Holzbrücke über den Fluss Grosse Fontanne im Entlebuch, zwischen Romoos und Doppelschwand, über die Widigschlucht. 
  • Johann Baptist Hunkeler und seine drei Brüder übernahmen im Jahre 1826.

Vier Brüder übernahmen 1826 den Betrieb

Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1826 führten die Söhne Cajetan, Baptist, Josef und Anton dessen Betrieb als Zimmerleute weiter. Bereits am 7. September 1826 stürzte Josef bei Arbeiten in Weggis vom Kirchturm und starb.

Im Brandassekuranzregister von 1834 waren die drei überlebenden Brüder als Eigentümer eines dreigeteilten Hauses eingetragen. Dieses ist heute dem Untergrund zugeteilt. Cajetan und Baptist verfügten je über eine Werkstatt. 1837 verkaufte Anton seinen Hausanteil an Cajetan.

Baptist Hunkeler war der führende Kopf unter den drei Brüdern. Er tat sich als innovativer und unternehmerischer Zimmermeister hervor. 1835 erstellte er ein Gutachten über den Zustand des Dachstuhls der St. Peterskapelle für den Stadtrat und bewarb sich erfolglos um die Ausführung der Reparaturarbeiten. Zwischen 1838 und 1841 errichtete er eine gedeckte Holzbrücke über die Grosse Fontanne bei Romoos nach dem System Wiebeking.

Widigbrücke über der Grossen Fontanne 1841-1956
Widigbrücke über die Grosse Fontanne
Innenansicht der Widigbrücke
Modell für die Schweizerische Landesausstellung von 1914

Den Auftrag, die letztlich 115 Jahre haltende Holzbrücke über den Fluss Grosse Fontannen zwischen Romoos und Doppelschwand über die Widigschlucht zu bauen, erhielt Johann Baptist Ende der 1830er-Jahren. Für damalige Verhältnisse war dieser Brückenbau eine besondere Herausforderung. Dafür brauchte es die Dorfbewohner einen: "[...] tüchtigen Baumeister" (Josef Duss, Blätter für Heimatkunde 1940, S. 84). Baptist Hunkeler übernahm im Frühling 1839 die Leitung der Arbeiten und im März 1841 überspannte die Holzbogenbrücke die Schlucht. Die Bauzeit wurde durch eine Thyphus-Epidemie verzögert, an der auch Johann Baptist erkrankte. In einem Schreiben der kantonalen Baukommission wurde der Brückenbauer für diese "[...] ganz bemerkenswerte Leistung" (Blätter für Heimatkunde, S. 85) sehr gelobt. Im Jahre 1914 durfte Julius Hunkeler (6. Generation, künftige Ehemann von Maria Hukeler-Trucco), im Auftrage der kantonalen Regierung ein Modell dieser Brücke für die Schweizerische Landesausstellung in Bern erstellen. Diesen ehrenvollen Auftrag bekam er, weil er der Nachfahre des Brückenbauers war.

Bleistiftzeichnung der Widigbrücke von Jost Schiffmann, kurz nach 1841.

Nach 1840 wechselte Baptist Hunkeler in die Dienste der Stadt Luzern, für die er als Werkmeister im Bereich Holz tätig war. 1850/51 erstellte Werkmeister Hunkeler, der zuvor die Badeanstalt in Zürich studiert hatte, mit dem Kollegen Franz Jakob Bucher Pläne für einen neue Schwimm- und Badeanstalt an dem durch Aufschüttung des Seeufers entstandenen «Neuen Platz» in Luzern. Die Anlage ruhte auf 16 eichenen Pfählen, die in den Seegrund gerammt wurden, weitere Pfähle im See sollten die Anlage vor Schiffen und Treibgut schützen. Bretterböden und -wände als Sichtschutz machten die neue Badeanstalt zu einem herausragenden Objekt der Zimmermannskunst. Die Anlage wurde jedoch bereits 1866 wieder aufgehoben. (Die heutige Seebadi entstand weiter östlich erst 1884/85).

Wer übernahm von der 4. Generation?

Johann Baptist Hunkeler heiratete am 22. Februar 1830 in Luzern die 27-jährige Anna Maria Huber von Schüpfheim. Sie hatten keine überlebenden Kinder, die den Betrieb hätten weiterführen können. Der 1831 geborene Sohn wurde zwar Zimmermeister, starb aber bereits 1865 und hinterliess eine kinderlose Witwe.

Anton Hunkeler heiratete am 20. September 1830 in Luzern die 25-jährige Anna Fuchs. Trauzeuge war der ältere Bruder Johann Baptist. Dieser wurde 1832 auch Taufpate von Antons erstem Sohn, der den Namen des Paten bekam.

Am 20. April 1866 gab Johann Baptist Hunkeler auf der Hypothekarkanzlei Luzern seinen letzten Willen zu Protokoll, in dem er die Witwe seines verstorbenen Sohnes und vor allem seine Ehefrau Anna Maria Hunkeler-Huber begünstigte. Er starb am 2. Dezember 1866 in Luzern. Die Witwe Anna Maria Huber lebte weiterhin im Bruch (heute Gibraltarstrasse 2) und starb dort 85-jährig am 21. November 1888.

Zwei Wochen vor Johann Baptist starb sein Bruder Anton, der Stammvater der nächsten Generation der Zimmermeisterfamilie Hunkeler. Der unverheiratet gebliebene Zimmermann Cajetan starb am 27. Mai 1867 in Luzern. Innerhalb eines halben Jahres verstarben die drei Brüder.

Johann Baptist (1831-1893), der Sohn von Anton und gleichnamiger Neffe von Johann Baptist, führte den Betrieb in 4. Generation weiter.

Luzern öffnet sich von der mittelalterlichen Fluss- zur modernen Seestadt
Rekonstruktion Katasterplan des Bruchquartiers um 1840
Blick vom Gütsch über die Stadt Luzern in den 1860er-Jahren
Touristen besichtigen das 1821 erbaute Löwendenkmal

Die Generation von Baptist Hunkeler lebte in einer äusserst vielfältigen und turbulenten Zeit. In Luzern formierten sich das liberale und das katholisch-konservative Lager. Es begannen die "wilden-40er-Jahren" (Kurt Messmer) mit den Klosteraufhebungen im Aargau, der Jesuitenberufung, den Freischarenzügen, dem Sonderbundskrieg und der Kapitulation der Sonderbundskantone im Hotel Schweizerhof. In den neuen Bundesstaat von 1848 zog der Kanton Luzern an der Spitze der Bürgerkriegsverlierer.

Ab den 1830er-Jahren entwickelte sich in Europa eine Reisekultur, es war der Beginn des Tourismus. Luzern erkannte die Attraktivität seines grandiosen Bergpanoramas hinter dem mystischen Vierwaldstädtersee und öffnete sich städtebaulich von einer Fluss- zu einer Seestadt. Die Umgestaltung des rechten Seeufers zur Hotelmeile und Aussichtsterrasse setzte ab 1835 ein. Bahnbrecher war der Wirt des Schwanen, der den Neubau nach dem Brand seines Hotels in der Altstadt 1835 nach dem teilweisen Abriss der Hofbrücke an das Seeufer zu stellen wagte. Von dort fuhren ab 1837 erste Dampfschiffe auf dem Vierwaldstädtersee. Östlich davon entstand 1845 der luxuriöse Schweizerhof, der mit den 1856 erstellten Seitenflügeln ein neues Wahrzeichen in Luzern setzte. Die Eisenbahn wurde um die Altstadt herum zum ersten Bahnhof im ehemaligen Sumpfgebiet in der Nähe des Inselis geführt.

Dieser Wandel zur Touristenstadt benötigte auch Holzfachleute. Mitten in dieser Aufbruchszeit starb Johann Baptist im Jahre 1866. Seine Kinder waren noch vor ihm verstorben. Die Familientradition als Zimmermeister führte der gleichnamigen Neffe Johann Baptist (1831-1893) in 4. Generation weiter.